Die glückliche Erinnerung – KRONE BUNT
„So gefreut wie heuer zu Weihnachten habe ich mich schon lange nicht.“ Eva erzählt beim Freundinnen-Treffen im Jänner von Weihnachten und den Feiertagen. Alle lassen nochmals ihre Erlebnisse Revue passieren und die anderen teilhaben. Sie machen das schon lange, diese regelmäßigen Klassentreffen alle paar Monate. „Ich habe einen Film bekommen, den mein Sohn gemacht hat, nur mit dem Handy. Er hat öfter mal am Sonntag gefilmt und dann mit einem eigenen Programm alles geschnitten. Gut, er ist ein Profi, aber trotzdem hätte ich mir das nicht gedacht. So viel Glück, eingefangen in 5 Minuten, könnt ihr euch nicht vorstellen. Es hat die schönsten Momente ausgeschnitten und mit einer Musik unterlegt, die das Herz zum Schmelzen bringt. Für immer sind diese schönen Szenen des vergangenen Jahres in meine Erinnerung gebrannt.“ Claudia möchte das auch haben, so einen Film, und sie tauschen die Telefonnummern aus. Brigitte sagt: „Wisst ihr, es hat sich alles enorm verändert. Heute sitzen wir nur mehr am Computer, um Ferienfotos anzuschauen, früher gab es die Fotoalben. Bei meiner Tante Sophie habe ich in den Feiertagen ein altes angesehen und es hat mich so zufrieden gemacht. Es ist schon eine andere Qualität, Fotos im Album zu sehen.
Es ist ein Ritual, das alte Album aufzuschlagen und sich zu erinnern
Vielleicht sind sie nicht so toll in der Qualität, aber es ist ein Ritual, das alte Album aufzuschlagen, und ich liebe es, mich in die Fotos zu versenken und in eine vergangene Zeit einzutauchen.“ Früher, so denke ich, haben Menschen, wenn sie auf der Flucht waren, nur die Alben retten können und oft nicht einmal diese. Das Album bewahrt die Zeit und macht eine Brücke von gestern zu heute. Denn die Erinnerung braucht der Mensch wie das Wasser und die Luft. Um zu wissen, wer ich bin, muss ich doch auch wissen, woher ich komme. Ist dieser Fluss unterbunden, haben viele oft Probleme mit ihrer eigenen Identität. „Erinnere dich“ ist ein lebensnotwendiger Apell, um das Leben in die Hand nehmen zu können. Die Fotoalben helfen, dass auch über den Onkel, den alle vergessen haben, wieder geredet wird und darüber, warum er aus dem Gedächtnis der Familie verschwunden ist. Alle ins Gedächtnis zu holen, das ist ein therapeutischer und ein religiöser Akt, in allen Religionen. Ich werde wieder mein schönes Album ausgraben, das ich vor Jahren begonnen habe, und weiterführen. Und so einen Film, den wünsch ich mir auch. Denn die schönen Momente einfangen und immer wieder anschauen: was gibt es Schöneres für das Neue Jahr, soll es doch auch glücklich werden.