Auf in`s Eis! KRONE BUNT
Am 20. Dezember startet die Unterhaltungssendung des ORF „Wir gehen mit Hermann Maier zum Südpol“. Zu Fuß bzw. auf Skiern werden zwei Männer und eine Frau 400 Kilometer durchs ewige Eis gehen, bei 40 Grad unter Null und 24 Stunden Tageslicht. Zwei Teams aus Österreich und Deutschland laufen um die Wette, natürlich begleitet von unzähligen Kameras und Personal. Sicher unterhaltsam für alle, die beim warmen Kamin sitzen. Die Vorkämpfer für ein Wissen um das „ewige Eis“ starteten allerdings unter anderen Bedingungen: sie waren leidenschaftliche Einzelgänger, die sich abseits der Massen unter Lebensgefahr, nur von wenigen begleitet, in unerforschte Gebiete aufmachten. Einer von ihnen war der norwegische Zoologe und Polarforscher Fridtjof Nansen. 1988 plante er die Durchquerung des grönländischen Inlandeises auf Skiern vom unbesiedelten Osten nach Westen. Damit wollte er bewusst sämtliche Rückzugsmöglichkeiten abschneiden. Nach mehreren Expeditionen wurde er zum Begründer der modernen Gletscherforschung. Bei einer anderen Expedition 1893 zum Nordpol musste er bei 86 Grad nördlicher Breite den Rückweg antreten, überwinterte mit Walross- und Eisbärenfleisch und kam durch Zufall mit einer britischen Expedition wieder heim. Dass das Polarmeer ein Tiefseebecken von mehr als 3.500 Meter Tiefe ist und es eine ostwestliche Polarströmung gibt, das waren die Erkenntnisse einer dreijährigen Reise im „ewigen Eis“.
Nächstenliebe ist die einzig mögliche Politik
Besonders beeindruckend ist aber bei Nansen nicht nur seine Bereitschaft, im Dienste der wissenschaftlichen Neugierde sein Leben auf`s Spiel zu setzen, wie viele Forscher der 19. Jahrhunderts. Er war kein Fachtrottel, sondern ein ganz besonderer Mensch. Seit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs setzte er sich für die Völkerverständigung ein und wurde 1920 Hochkommissar des Völkerbundes für Flüchtlingsfragen. Mit seiner „Nansen-Hilfe“, die er zum Teil mit eigenem Geld unterstützte, gelang es ihm, Kriegsgefangene in ihre Heimat zurückzubringen und Flüchtlingen, die ihre Staatsangehörigkeit verloren hatten, zu helfen. Das muss man sich heute vorstellen: mit dem 1922 geschaffenen „Nansen-Pass“ konnte er hunderttausenden Flüchtlingen eine neue Ansiedlung ermöglichen und dieser Pass wurde von 52 Staaten anerkannt. Heute, wo wir doch so stolz auf die erworbene Freiheit sind, erscheint so eine Initiative undenkbar. Für seine Arbeit in der Flüchtlingshilfe wurde ihm 1922 der Friedensnobelpreis verliehen. Was sein Lebensmotto war? Er sagte einmal: „Nächstenliebe ist die einzig mögliche Politik.“ Heute, am 10. Oktober 1861, wurde Fridtjof Nansen bei Oslo geboren.
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